kirche mundingenPapst Innocenz II. bestätigte anno 1136 durch eine Urkunde das Eigentum des Klosters Schuttern am Hofgut Wöpplinsberg. Wer der Vorbesitzer war ist unbekannt. Aufdem Gut stand die Peterskirche, zu einem späteren Zeitpunkt wurde sie der heiligen Barbara geweiht. Zum Kirchspiel Wöpplinsberg gehörte neben Mundingen mit seinen außerhalb gelegenen großen Höfen auch Niederemmendingen, zeitweise auch Keppenbach, Glasig, Gutenrode und Am Tennenbach.

 Im Zuge der Reformation im Hochberger Land im Jahr 1556 durch Kal II. Markgraf zu Baden und Hachberg wurde die Kirche evangelisch. Die 28 Gemeinden des Hochberger Landes haben die neue Lehre angenommen, nach dem Staatsgrundsatz "cuius regio, eius religio", d.h. wem das Land gehört der bestimmt die Religion.

Nachdem das Hofgut auf dm Wöpplinsberg über 500 Jahre dem Kloster Schuttern gehörte, überließ dieses dasselbe im Jahr 1666 durch Tausch gegen andere Besitzungen und Rechte dem Kloster Tennenbach. Die"Baupflicht" für die evangelische Kirche jedoch verblieb beim Kloster Schuttern. Da Tennenbach, wie auch die anderen Klöster, in der Säkularisation 1806 aufgehoben wirde, versteigerte der Badische Staat 1809 das Gut Wöpplinsberg für 20.200 Gulden an den Heimbacher Grafen Max von Ulm.

Im Dreißigjährigen Krieg (1616-1648) entstanden an der erst wenige Jahre zuvor gründlich sanierten Kirche viele Bauschäden. 1693 fanden Plünderungen und Verwüstungen durch herumziehende französische Soldaten statt, ebenso 1713 während der Belagerung von Freiburg. Durch diese Einwirkungen und das hohe Alter des Baues ging die einst stattliche Kirche mit dem seinerzeit als "schön" bezeichneten Turm aus gehauenem Stein zu Grunde. Im Turm hingen vier Glocken, die allesamt im Dreißigjährigen Krieg geraubt wurden. Im Jahre 1713 wurde auch das um 1665 wieder aufgebaute Pfarrhaus eingeäschert.

Plan Kirche MundingenNach einigen Provisorien und vergeblichen Bemühungen um Baumaßnahmen an Kirche und Pfarrhaus gab man diesen schönen Standort auf. Nach dem Umbau einer kleinen Kapelle im Dorf Mundingen, der Mauritius-Kapelle, wurde diese im Jahre 1727 zur Pfarrkirche von Mundingen und Emmendingen erhoben.

Der Friedhof auf dem Wöpplinsberg bestand für beide Dörfer noch bis 1751. Die offizielle Einweihung der neuen Pfarrkirche erfolgte am 3. Advents-Sonntag 1727. Im Jahr darauf wurden zwei neue Glocken gegossen; etwas später kam dann eine kleine dritte Glocke dazu. Mundingen und Niederemmendingen hatten nach hundert Jahren endlich wieder ein Kirchengeläute. Im Jahre 1768 erhielt die Kirche in Mundingen auch einen richtigen Kirchturm, und zwar unter Verwendung der Steine des abgebrochenen Turmes vom Wöpplinsberg. Das ebenfalls in der Säkularisation 1806 aufgelöste Kloster Schuttern hatte auch hier die "Baupflicht" für Kirche und Pfarrhaus. Es erscheint uns seltsam, dass ein katholisches Kloster solche Verpflichtungen hatte. Aber dies beruhte darauf, dass das Kloster Schuttern seit alters her in der Gegend viele Besitzungen hatte und entsprechende Einnahmen bezog. Im Jahr 1806 wurde das Dorf Niederemmendingen mit der Stadt Emmendingen kirchlich vereinigt, und zwar nach einer Verfügung des Kurfürstlichen Kirchenrats vom 20. Februar 1805 "von dem Tag an, wo der neu zu ernennende Pfarrer in Mundingen aufziehen werde" (26. März 1806). Die politische Vereinigung des Dorfes mit der Stadt erfolgte erst 1883.

Der Kirchweg über den Schloßberg gibt heute noch Kunde vom Kirchgang der Niederemmendinger. 78 Jahre lang gingen die Niederemmendinger nach Mundingen zur Kirche, 54 Jahre wurden die Toten beider Dörfer dort bestattet.

Unter anderem wurden für die Trennung dieser Einrichtungen folgende Bedingungen ausgehandelt: Die Gemeinde Mundingen habe an die Gemeinde Niederemmendingen an Erweiterungskosten ihre Gottesackers ein Drittel des Ankaufpreises von 225 Gulden, das sind 75 Gulden, zurückzuzahlen. Sie gewinne damit noch die Mauer, habe in vielen Jahren keine weiteren Kosten mit dem Gottesacker und wenn dieser dermalen für sie allein zu groß sein sollte, so hänge es von ihr ab, einen Teil davon interimistisch auf eine schickliche Art zu benutzen, sofern nich schon der ganze Platz dem Schulehrer zur Benützung angewiesen sei, da man der Gemeinde Niederemmendingen mit Billigkeit nicht zumuten könne, ihre letzte Ruhestätte in Emmendingen teurer zu bezahlen als bisher.

So haben sich Stadt und Stab Emmendingen, die unlängst mit der Erweiterung des Gottesacker Kosten gehabt haben, mit obigen 75 Gulden, welche die Niederemmendinger beibringen zu begnügen und die Stadt und die bisherigen 4 Filialen (gemeint sind Kollmarsreute, Maleck, Wasser und Windenreute) haben sich nach Proportionen ihres geleisteten Beitrages darin zu teilen. An den bisherigen Glocken, Orgel und Kirchenornaten haben die Niederemmendinger von Mundingen nichts zurückzufordern und in Emmendingen nichts einzuwerfen, kraft der geschehenen Übereinkunft.

Von dem Mundinger Almosen ad. 343 Gulden, 50 Kreuzer haben die Niederemmendinger ein Drittel zu erhalten mit 114 Gulden, 33 1/3 Kreuzer und diese dem Emmendinger gemeinschaftlichen Almosen, dessen Arme ihm genussfähig werden, beizuschießen. Hiermit habe sich die Gemeinde Emmendingen zu begnügen. 

Kapelle auf dem WöpplinsbergIn Zukunft aber trage Niederemmendingen, wenn neue Kosten (Stadtkirche) durch Glocken, Orgel, Kirchenornaten und Gottesacker entstehen, in eben dermaßen bei, wie die übrigen Filialen. Von diesen seien auch bisher 4/8 und von der Stadt 4/8 an den Kosten getragen worden. In Zukunft haben die 4 alten Filialen 4/9, die Stadt 4/9 und Niederemmendingen 1/9 zu zahlen. Nach der kirchlichen Vereinigung Niederemmendingens mit der Stadt konnten sich die Niederemmendinger aber nicht mit den übrigen Besuchern der Stadtkirche vertragen. Im folgenden wurde schon darüber geklagt, dass seitdem die Niederemmendinger in Emmendingen eingepfarrt seien, in der Kirche sehr viel Unfug vorgehe, weil zuwenig Platz vorhanden sei. "Schon einigemale seien sie zur Kirche hinausgeloffen, oder in einen schon angefüllten Stuhl eingedrungen und einander auf die Schoos gesessen, auch schon öfters gestoßen und geschlagen, und dies sei vor den Augen der Ratsherren geschehen, ohne dass man haben remediren [abhelfen] können!" So weit ein Protokoll des Stadtschreibers. Heute würde man sagen, die Leute vom Dorf hatten noch etwas Hemmungen, vielleicht auch wegen ihrer einfachen Kleidung, sonntags in die "Stadt" zur Kirche gehen. Zu guter Letzt hatte das Stadtpfarramt ein Einsehen und beschloss, um allen Übeln abzuhelfen, bis zum Umbau der Kirche, der dann von 1813 bis 1815 erfolgte, jeden Sonntagvormittag zwei Predigten zu halten.

Herbert Burkhardt

Erstmals veröffentlicht in der Emmendinger Chronik, Ausgabe 1996