https://www.hachberg-bibliothek.de/aktuelles/nachruf-auf-herbert-burkhardt/

Am Jahresende ist Herbert Burkhardt, Kulturpreisträger und Gründungsinitiator der Hachberg-Bibliothek, im Alter von 89 Jahren verstorben.

„Das Leben ist eine Vielseitigkeitsprüfung“ ist die Überschrift der von seinem Sohn Rainer publizierten Webseite (https://www.herbert-burkhardt.de/). Diesem Motto folgend haben wir ihn in der Hachberg-Bibliothek erlebt.

Geboren wurde Herbert Burkhardt 1935 in seinem Elternhaus in Niederemmendingen. Nach der Ausbildung zum Industriekaufmann verbrachte er die Berufsjahre zunächst in der Emmendinger Papierfabrik Sonntag, anschließend in der Kollmarsreuter Firma Ehret, um dann als Prokurist im Freiburger Verlag Herder bis zum Rentenalter beschäftigt zu sein. Diese verantwortungsvolle Stelle führte ihn nicht nur in die Welt der Bücher, sondern gab vielfältige Gelegenheit, auf Geschäftsreisen andere Städte und Länder zu besuchen.

Schon damals galt seine Liebe aber der Erforschung der Geschichte seiner Heimat. Der glücklich verheiratete Familienvater nutzte jede sich bietende Gelegenheit, seinen eigenen Publikationen mit handschriftlichen und gedruckten Quellen ein wissenschaftliches Fundament zu geben. Diese aufzuspüren, zu entziffern und in die richtigen Zusammenhänge einzuordnen bereitete ihm große Freude, seine Neugier auf Entdeckungen war ungebremst bis ins hohe Alter. Das Ergebnis seiner Forschungen fand neben Artikeln im Emmendinger Heimatkalender und im Hachberg Mosaik auch in eigenständigen Publikationen seinen Niederschlag. Und welchen Themen widmete er sich! Sei es die Emmendinger Dichterin Harriet Straub oder das Kloster Tennenbach, die Geschichte mancher Kirche oder das Aufspüren vergessener Kunstwerke im Kreis Emmendingen: Immer zog ihn das Besondere bei seinen Funden an. So beschäftigten ihn natürlich auch sein Geburtsort Niederemmendingen und sein Wohnort Windenreute. Auf über fünftausend Karteikarten sammelte er niederemmendinger Wörter und Redensarten. Die Wasser der Elz zogen ihn besonders an. Mehr als 20 Jahre war er während und nach seiner Tätigkeit für die Papierfabrik Sonntag als „Wuhrmeister“ technisch und kaufmännisch für den Mühlbach von Kollmarsreute bis Riegel verantwortlich und wusste manches über diese Tätigkeit zu berichten. Und er dichtete in alemannischer Mundart. Unvergessen, wie er Heiligabend in der Windenreuter Kirche die Weihnachtsgeschichte auf Alemannisch vortrug.

Im „Arbeitskreis für Heimatkunde“, der seit 1953 in Emmendingen bestand, war er bald ein engagierter Gesprächspartner. Er gehörte dann seit 2010 als Gründungsmitglied, lange Zeit auch im Vorstand, der damals ins Leben gerufenen Hachberg-Bibliothek e.V. an. In den wöchentlichen Mittwochstreffen bereicherte er die Gespräche durch sein immenses Wissen. Seine Entdeckungen und liebenswürdigen Geschichten bildeten wesentliche Beiträge zu den Themenheften und dem bis heute zweimal jährlich erscheinenden Hachberg Mosaik.

Der „Vielseitigkeitsprüfung“ hat sich Herbert Burkhardt immer wieder und mit Freuden gestellt und sie mit Bravour bestanden. Es war eine Lust, ihm auf den Entdeckungsreisen zu folgen, die er mit zunehmendem Alter vor allem in seinem umfangreichen, aus Büchern, Broschüren, Kopien handschriftlicher Quellen, darunter manch Unpubliziertem, bestehenden Archiv unternahm. Er war bis zuletzt der versierteste Kenner der Emmendinger Geschichte, kein Thema war ihm fremd, alles erweckte seine freudige Neugier.

Die Hachberg-Bibliothek verliert mit Herbert Burkhardt den liebenswertesten Freund und ihren Doyen.

Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Lieber Herbert, Dir gilt unser herzlichster Dank!