Aufnahme: Günter Schmidt
Zu Anfang der 1790er Jahre waren sämtliche öffentliche Uhren der Stadt so verdorben, dass keine mehr richtig ging und man nicht mehr wusste, wie man in der Zeit lebte.
Um diesem Übelstande abzuhelfen, wurde beschlossen, eine Sonnenuhr anzuschaffen, um die Uhren darnach richten zu können und zu diesem Zweck 1792 mit dem Lehrer Kayser in Ihringen, der diese Kunst sehr gut könne, Verhandlungen angeknüpft, eine Sonnenuhr, die akkurat gehe, für die Stadt anzufertigen. Allein der Preis, den derselbe dafür verlangte, war der Stadt zu hoch und so erbot sich Bürgermeister Georg Matthias Berblinger, diese Arbeit selbst um eine billige Belohnung zu besorgen und die steinerne Tafel an einem schicklichen Platz an der Kirche anzubringen, was denn auch am 27. Juni 1793 geschah und die Sonnenuhr behauptet noch heute ihren Platz an der Kirche.
Auch im Jahre 2011 lässt sie sich noch weiterhin in ihrer schlichten Schönheit an der Südwand betrachten. Leider ist sie derzeit durch einen dort gepflanzten Baum (Gedankenlosigkeit?) etwas verdeckt.
Der Erbauer Georg Matthias Berblinger (17501829), aus einer Emmendinger Familie stammend, erhielt am 23.5.1775 das Emmendinger Bürgerrecht. Er wurde bereits als 26jähriger (1776) auf Grund seiner Geometriekenntnisse zum Stadtfeldmesser bestellt. Am 1.11.1792 wählten ihn seine Mitbürger zum Bürgermeister der Stadt ab 1.1.1793. Er wirkte bis 1801 zum Wohl der Bevölkerung.
Der begüterte Handelsmann Berblinger steuerte in dieser schwierigen Zeit der Revolutionskriege die Geschicke Emmendingens. Das Amt war dann nicht mehr nur eine Nebenbeschäftigung, es erforderte fortan den vollen Einsatz. Als Jahresgehalt standen G.M. Berblinger 250 Gulden zu.
Erstmals veröffentlicht im HachbergMosaik, Ausgabe Nr. 8, November 2019